Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Gifhorn

Seit Menschen in festen Siedlungen zusammenleben ist das Feuer ihr Begleiter. Als notwendiges Werkzeug im täglichen Leben, unabdingbar für Kultur und Fortschritt, zugleich lebensgefährliche Bedrohung bei unsachgemäßem Gebrauch. Schon früh haben die Menschen versucht, sich gegen Feuersgefahr zu schützen. Zuerst galt das ungeschriebene Gesetz der Nachbarschaftshilfe. Doch schon im frühen Mittelalter galten obrigkeitliche Ordnungen, erste Bauvorschriften und Feuerordnungen. Bereits damals wurde der Feuerschutz zur kommunalen Aufgabe erklärt. Die Städte hatten eine Feuerwehr aufzustellen und das notwendige Gerät zu beschaffen. Meist war dies eine Pflichtfeuerwehr. Die arbeitsfähigen Männer hatten sich bei Feueralarm an der Brandstelle einzufinden. Das Kommando hatten der Bürgermeister und die Stadträte. Diese Pflichtfeuerwehr wurde durch einen städtischen Nachtwächter unterstützt, der nachts seine Runden drehte und auf "Gesindel" und Feuer achtete.

Bei dieser Pflichtfeuerwehr blieb es, auch in Gifhorn, bis weit in das 19. Jahrhundert hinein. Die Pflichtfeuerwehren erfüllten ihre Aufgabe mehr schlecht als recht. Die Mannschaften waren ungeübt, die Führungskräfte nicht minder. An der Brandstelle brach meist ein Chaos los, der Erfolg der Löschversuche war bescheiden. Die Geschichte vieler Städte berichtet denn auch von verheerenden Brandkatastrophen, auch Gifhorn blieb davon nicht verschont.

Im 19. Jahrhundert setzte eine Entwicklung ein, die auch das Feuerwehrwesen ergriff. Das politische Bewußtsein wuchs. Die Bürger drängten nach mehr Mitbestimmung und politischer Mitverantwortung, sie wollten sich nicht mehr ausschließlich von der Obrigkeit gängeln lassen. Dazu gehörte es auch, Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen.

Die Idee, das Feuerwehrwesen zu reformieren kam von dem 1818 geborenen württembergischen Fabrikanten Carl Metz. Er trat dafür ein, die schwerfälligen Pflichtfeuerwehren durch freiwillige Feuerwehren zu ersetzen. Die Bürger der Städte sollten sich freiwillig für den Feuerschutz verpflichten und kleine, aber gut ausgebildete, hochmotivierte, schlagkräftige Feuerwehren bilden. Die erste, nach den Vorschlägen von Carl Metz aufgestellte, Freiwillige Feuerwehr wurde am 6. Juli 1846 in der badischen Stadt Durlach bei Karlsruhe gegründet. Schon nach kurzer Zeit bewährte sie sich im Einsatz und andere Städte begannen das Durlacher Vorbild zu kopieren. Eine Welle von Gründungen freiwilliger Feuerwehren breitete sich über das Land aus.

Im Jahre 1869 hatte diese Welle das hannoversche Landstädtchen Gifhorn erreicht. Der Gifhorner Männer-Turn-Verein hatte bereits im Jahre 1862 eine "Turner-Feuerwehr-Ordnung" erlassen, die die Turner zur Hilfeleistung bei Bränden verpfllichtet, Eine Feuerwehr im heutigen Sinne bildeten die Turner aber noch nicht. Auf Einladung der Stadtverwaltung versammelten sich am 6. November 1869 40 Gifhorner Bürger im Ratsweinkeller, um über die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr zu beraten. Die eigentliche Gründungsversammlung fand am 20. November statt. 30 Personen traten seinerzeit in die Wehr ein und unterschrieben die Statuten. Zum 1. Hauptmann wurde der Dachdeckermeister Louis Bohndiek gewählt.

So wie im Jahre 1869 beschlossen, stellt sich die Freiwillige Feuerwehr Gifhorn noch heute ihren Aufgaben. Gifhorner Bürger finden sich freiwillig und unentgeltlich zusammen um aus Verantwortung für das Gemeinwohl ihre Mitbürger und ihr Hab und Gut vor Feuer, Naturkatastrophen und anderen Gefahren zu schützen, von selbst gewählten Führungskräften in eigener Verantwortung ausgebildet und geführt.

Unsere Vorväter zogen 1869 mit Pickelhaube, Axt und Handdruckspritze los. Bei dieser technischen Ausstattung blieb es bis weit in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. 1911 erhielt Gifhorn eine moderne Druckwasserleitung mit Feuerhydranten. Bis dahin war man auf offene Gewässer und Brunnen als Löschwasserentnahmestellen angewiesen. Die Motorisierung begann im Jahre 1934 mit der Anschaffung der ersten Motorspritze, 1935 wurde das erste Kraftfahrzeug in Dienst gestellt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Gifhorn, bis auf einige Tieffliegerangriffe gegen Kriegsende, von Zerstörungen weitgehend verschont, die Feuerwehr wurde aber häufig zu Einsätzen nach den Bombennächten in Hannover und Braunschweig und nach Luftangriffen auf das Volkswagenwerk alarmiert. Nach dem Kriege verdoppelte sich die Einwohnerzahl Gifhorns schnell, die allgemeine Motorisierung setzte ein. Neue Herausforderungen für die Feuerwehr. Der Fahrzeugpark vergrößerte sich ständig, Fahrzeuge für die technische Hilfeleistung wurden angeschafft.

Heute verfügt die Freiwillige Feuerwehr Gifhorn über etwa 128 aktive Mitglieder und einen aus 60 Personen bestehenden Musikzug. Der Jugendfeuerwehr gehören etwa 38 Kinder und Jugendliche an.

Im Jahre 2018 wurde die Feuerwehr zu 341 Einsätzen alamiert. Im Vergleich: 2005 waren es "nur" zu 217 Einsätze. 2018 setzten sich die EInsätze wie folgt zusammen: 87 Brandeinsätze, 96 Alarme durch Brandmeldeanlagen und 96 technische Hilfeleistungen sowie 9 Gefahrguteinsätze. Darüberhinaus wurden noch Brandsicherheitswachen gestellt, 50 mal trafen sich die Feuerwehrleute zum allgemeinen Übungsdienst am Freitag Abend.

Ein neues Aufgabengebiet für die Feuerwehr tat sich in den letzen Jahren auf. Immer mehr gefährliche Güter werden auf Straße und Schiene transportiert. Die Feuerwehr muss sich auf den Umgang mit gefährlichen Gütern und radioaktiven Stoffen vorbereiten, entsprechende Spezialfahreuge, Schutzanzüge und Atemschutzgeräte wurden angeschafft.

 

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